Waldrapp (Geronticus eremita)
Northern Bald Ibis, ibis chauve
Spannweite:
Gesamtlänge: 60 - 70 cm
Neben den
Geiern hat mich dieser, für viele Menschen bestimmt ebenfalls
nicht
sonderlich photogene Vogel, stets fasziniert.
Leider
existieren auf der Welt nur noch sehr kleine Brutkolonien von wild-
lebenden
Vögeln in Syrien und Marokko. In der Türkei gibt es nur noch eine
halb-wild lebende Kolonie. Die ehemalige Brutpopulation wurde in den 1980er
Jahren
augerottet...
Durch
Zucht- und Auswilderungsprogramme wird daher versucht, ihren Bestand
zu halten,
beziehungsweise zu erhöhen. Um sie in anderen Regionen wieder
einbürgern
zu können, ist es notwendig, ihren genetisch erhalten geblieben-
en Zugdrang
zu leiten.
Das
Waldrappteam bei Innsbruck, begleitet die Tiere daher mit einem
Ultra-
leichtflugzeug in ihr Winterquartier in der Toscana.
Als ich im
Internet nur kurz etwas nachschauen wollte, entdeckte ich durch
Zufall die
Meldung eines jungen Waldrapps, der, nur etwa eine Stunde Fahrt-
zeit
entfernt, in einem Garten gelandet war !!!
Am nächsten
morgen mußte ich natürlich sofort in diese Gegend fahren. Dort
angekommen,
baten mich die selbst vogelbegeisterten Entdecker in ihr Haus,
um ihn
nicht zu verjagen.
Leider war
er gerade nicht vor Ort und so warteten wir, gemeinsam mit drei
Ornithologen, darunter einem Geierexperten, bei einer Tasse
Kaffee auf
seine
mögliche Rückkehr. Leider schien er nicht mehr zurückkommen zu wollen.
Die anderen
machten sich also auf den Heimweg.
Ich wollte
noch kurz die Schmiedewerkstatt auf dem Gelände besichtigen.
Erfreut
über mein Interesse, bekam ich vom alten Schmiedemeister eine hand-
gefertigte
Ameise geschenkt.
Als ich
gerade die Werkstatt verlassen hatte, sah ich aus dem Augenwinkel
einen
großen schwarzen Vogel in das Gelände hereinsegeln...
Unglaublich, da war er ja !!! Ich rannte schnell zum Wohnhaus hinüber und
wir konnten
ihn vom Wohnzimmer aus in wenigen Metern Entfernung, nur durch
eine Fensterscheibe getrennt, beobachten:
Auf seinem Rücken ist die Photovoltaikplatte für den Sender zu sehen. An
den
beiden vorausgegangenen Tagen hatte er sich anscheinend von
Würmern,
die er aus
dem glücklicherweise noch nicht gefrorenen Boden ziehen
konnte,
ernährt.
Nun hatte man Hühnerküken für ihn ausgelegt. Innerhalb
kürzester
Zeit
konnten wir ihn beim Verspeisen von drei Tieren
beobachten.
Die beiden Entdecker hatten Kontakt mit Aufzuchtstationen aufgenommen und
es stellte
sich anhand des Senders heraus, daß es sich um einen vorjährigen
(2.KJ)
Jungvogel der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle im oberöstereichischen
Grünau
handelt.
Später erfuhr ich, daß sich der Waldrapp "Elmar" bis Mai 2014 vor Ort auf-
hielt. Danach aber nirgendwo mehr gemeldet wurde, wahrscheinlich also nicht
mehr am Leben sein dürfte...